Dienstag, 15. Mai 2012

Hamlet

Hamlet Theater an der Wien am 26.4.2012 **** sehenswert wenn Ihr noch Karten bekommt


Spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts begeisterten sich die Franzosen für die Werke William Shakespeares. Die Schauspielerin Harriet Smithson löste 1827 in Paris mit ihrer Darstellung der Ophelia eine europaweite Ophelia-Hysterie aus. Auch Ambroise Thomas gab in seiner Opernfassung von Hamlet dem Schicksal dieser Frauenfigur mehr Raum. Dem Tod der schönen, zarten Frau, die ohne die Liebe des Mannes den Verstand verliert, wird hingegen ein ganzes Bild gewidmet – bei Shakespeare genügen einige Verszeilen zum Bericht über das Vorkommnis. Echter und falscher Wahnsinn, Hamlets Zwiespalt zwischen Liebe und Sohnespflicht sind Zentrum der Opernfassung.

Prinz Hamlet trauert noch um seinen Vater, den jüngst verstorbenen König von Dänemark, da heiratet seine Mutter schon den Bruder des Toten, Claudius. Während der Hochzeitsfeier erscheint der Geist des toten Königs seinem Sohn. Der Geist enthüllt Hamlet, dass Claudius ihn mit Wissen der Königin ermordet
hat. Hamlet soll den Mord rächen und Claudius töten. Um unverdächtigt planen zu können, stellt sich Hamlet wahnsinnig. In seinen Racheplänen hat die Liebe keinen Platz mehr: Er weist seine Geliebte Ophélie kalt ab. Sie glaubt, Hamlets Liebe verloren zu haben, wird wirklich wahnsinnig und ertränkt sich. An ihrem Sarg vollendet Hamlet seine Rache. Er durchbohrt Claudius mit seinem Schwert und stirbt selbst über Ophélies Leichnam.

Obwohl Ambroise Thomas das Werk bereits 1864 vollendet hatte, hielt er es zunächst zurück, angeblich fand er keine geeignete Sängerin für die Partie der Ophélie. Aber dann traf er die schwedische Sopranistin Christine Nilsson, mit ihr wurde
Hamlet 1867 an der Opéra in Paris ein gigantischer Erfolg. Das erste Mal wird hier ein Saxophon in einer Opernpartitur verwendet, es stellt die außergewöhnliche Atmosphäre der Schauspielerszene her. Extra für Nilsson fügte Thomas ein schwedisches Volkslied als nordisches Lokalkolorit in die Wahnsinnsszene ein, die, selbst als die ganze Oper nach 1900 in Vergessenheit geriet, immer ein Glanzstück für Sopranistinnen blieb.

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