DAS WEITE LAND von Arthur Schnitzler
im Salzburger Landestheater am 25.2.2012
Im Mittelpunkt der 1911 uraufgeführten Tragikomödie steht der in eine
Lebenskrise geratene Fabrikant Friedrich Hofreiter, ein erfolgreicher
Unternehmer und passionierter Ehebrecher. Seine Gemahlin Genia erduldet
leidend seine Seitensprünge. Gerade hat er die Affäre mit der
Bankiersgattin Adele Natter beendet, da erschießt sich ein junger P...ianist
aus unerfüllter Liebe zu Genia. Der tugendhafte Verzicht seiner Frau
erscheint Hofreiter in dieser Situation als Anklage gegen sein eigenes
Leben. Soll er sich bei ihr bedanken? Ist sie nicht Schuld am Tod dieses
unglücklichen jungen Mannes? Gerade durch die Treue seiner Frau fühlt
Hofreiter sich von ihr entfremdet. Dem Konflikt entzieht er sich durch
Flucht und unternimmt eine Reise in die Dolomiten. Auf einer Bergtour
macht Hofreiter der blutjungen Erna im Höhenrausch einen Heiratsantrag.
Zurückgekehrt in seine Villa, wird er Zeuge, wie Genia, herausgefordert
durch die Scheinliberalität ihres Mannes, einen jungen Liebhaber erhört,
worauf er ihn zum Duell fordert, aber, wie er versichert, nicht aus
Eifersucht, sondern weil er sich durch seinen „frechen jungen Blick“
herausgefordert gesehen habe.
Das Wien des Fin de siècle ist
Schnitzlers Kulisse, die ausgebreitete Seele sein Terrain und eine
hedonistische, nach Ablenkung strebende Gesellschaft sein Spielfeld.
Zwischen Tennis, Tee und Tanz entfaltet er ein Spiel um gekränkte
Eitelkeiten und kalt geheuchelte Lügen, aber auch tiefer Selbst- und
Welterkenntnis und scheinbar auswegloser Einsamkeit. „Die Seele ist ein
weites Land“ attestiert der Doktor von Aigner im Stück, und der
Menschenkenner Schnitzler ist ein klarer Analytiker einer dekadenten
Gesellschaft, die an nichts Mangel leidet - außer an Sinn und der
Fähigkeit, der reifen Melancholie, die jene Erfahrung der Schönheit und
Tiefe des Daseins begleitet, durch eine befreiende Tat zu entkommen.
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