Tinker Tailor Soldier Spy **** sehr gut
Thriller. Deutschland, Frankreich, GB 2011
Dame König As Spion
George Smiley (Gary Oldman) ist einer von denen, die
man leicht übersieht. Angejahrt, der Ansatz der dünnen Haare weit nach
hinten gerutscht, mit zeitlos hässlicher Brille und schlecht sitzendem
Anzug. Man würde ihn wohl für irgendeinen Beamten halten. Beamter ist er
auch, aber ein ganz spezieller: Jahrzehntelang war Smiley der engste
Mitarbeiter von Control (John Hurt), dem Leiter des "Circus", des
britischen Geheimdienstes MI6.
Wir schreiben die 1970er-Jahre, der Kalten Krieg tobt. Nach einer
missglückten Mission wird Control abgesetzt und Smiley rausgemobbt. Doch
Jahre später kommt einer seiner ehemaligen Kollegen in geheimen Auftrag
zu ihm: Es hat sich der Verdacht erhärtet, dass sich mitten im
Führungszirkel des MI6 ein Doppelagent befindet, der für die Russen
spioniert, und Smiley, der Unbestechliche, soll herausfinden, wer es
ist. Widerwillig, aber pflichtbewusst macht sich Smiley an die
schwierigen Ermittlungen - und stößt auf eine Verschwörung, deren
Dimensionen selbst ihn alten Hasen noch erschüttern …
John le Carré, Jahrgang 1931, arbeitete selber als Geheimagent, bevor
er zu schreiben begann - und so sind seine Romane nicht nur spannend,
sondern mitten aus dem Leben gegriffen. Und dort geht es nun mal nicht
so zu wie in einem James-Bond-Film: Bei le Carré ist es vor allem der
menschliche Faktor, der tägliche Kampf mit dem Alltäglichen, der - in
Verbindung mit seiner meisterlichen Sprache - die Beliebtheit seiner
Bücher ausmacht. Dame König As Spion (erschienen 1974) wurde
bereits 1979 mit Sir Alec Guinness in der Hauptrolle als bis heute
kultisch verehrte TV-Serie verfilmt - eine neuerliche Adaption des
Buches war also fast ein Sakrileg. Noch dazu, wo als Regisseur kein
Brite, sondern der schwedische Regisseur Tomas Alfredson (So finster die Nacht)
verpflichtet wurde! Doch kein Geringerer als le Carré himself, der sich
nach einigen schlechten Erfahrungen bisher geweigert hatte, Dame König As Spion
für einen Kinofilm freizugeben, entdeckte seine Sympathien für
Alfredsons Vison und stand der Verfilmung als kompetenter Berater zur
Seite. Und so ist Alfredsons Spionage-Thriller eine meisterhafte
Umsetzung der großartigen Vorlage, die die faszinierende Geschichte
werktreu erzählt, aber trotzdem voll und ganz der Sprache des Kinos, der
großen Leinwand verbunden bleibt. Authentische 70s-Optik in
wunderschönen Bildern, die in wenigen Sekunden ganze Tragödien erzählen,
dazu brillante Schauspieler, quasi Britain's Finest, die mit spürbarem
Hochgenuss die vielschichtige, packende Story vor dem gebannten Publikum
ausbreiten.
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